· 

Der Jahreswechsel aus tierischer Sicht

Der Überlieferung nach sollte Feuerwerk früher böse Geister vertreiben, doch vertreibt es auch viele gute Geister - unsere Tiere. / Bild: svetlanabar, Pixabay
Der Überlieferung nach sollte Feuerwerk früher böse Geister vertreiben, doch vertreibt es auch viele gute Geister - unsere Tiere. / Bild: svetlanabar, Pixabay

Silvester - Die jährliche Herausforderung

Zahlreiche Menschen freuen sich auf den Jahreswechsel und die damit verbundenen Feierlichkeiten. Doch liegen am 31.12. nicht selten Freud und Leid nah beieinander...

 

Viele Tiere reagieren mit Angst und Panik, da sie die lauten wechselnden Geräusche und die vielen Farben am Himmel nicht als ungefährlich einschätzen können. Das Fressen und Trinken kann komplett verweigert werden. Auch Symptome wie Durchfall, Herzrasen, extreme Anspannung und Verkrampfung sind nicht selten. Jeder Vierbeiner reagiert individuell, wahlweise mit Versteinerung oder Fluchtreflex.

 

An dieser Stelle möchte ich erwähnen dass natürlich nicht nur unsere Haustiere betroffen sind, sondern dass Jahr für Jahr auch viele Wildtiere in Panik geraten. Aus meiner Sicht wäre es wünschenswert eine dauerhafte Lösung für beide Seiten zu finden: Tiere und Feuerwerks-Liebhaber. 

 

Nicht zuletzt auch durch die Erfahrungen mit eigenen Tieren habe ich mich viele Jahre mit Stress-reduzierenden Methoden beschäftigt, so dass das neue Jahr möglichst entspannt begrüsst werden kann. 

Silvester im Stall

Steht das Tier nachts im Stall kann es leichter von Aussenreizen abgeschirmt werden. Türen und Fenster sollten komplett geschlossen werden um Lärm- und Geruchsentwicklung von Aussen einzudämmen. Auch hat es sich bewährt die Fenster mit Decken oder Pappen abzudunkeln, so dass die Pferde sich nicht vor den Lichtblitzen erschrecken können.

 

Es ist hilfreich das Licht brennen zu lassen, da so Lichteffekte weniger auffallen. Auch entspannte Musik kann helfen die Tiere zu beruhigen und vom Lärm abzulenken.

 

Das Pferd sollte Silvester an dem Ort verbringen dürfen, wo es sich am sichersten fühlt. Steht es in einer Herde im Offenstall so kann eine plötzliche Stallruhe auch zu Unbehagen führen. Hier darf natürlich jeder Fall individuell betrachtet werden.

 

Pferde sollten rechtzeitig in den Stall gebracht werden, denn sobald die ersten Raketen fliegen gibt es insbesondere bei sehr nervösen Tieren kein Halten mehr. Wenn ein unruhiges und unerfahrenes Pferd im Stall einen nervenstarken Nachbarn hat kann sich dies positiv und ausgleichend auswirken.

 

Auch ist es möglich Tiere schrittweise zu desensibilisieren und über das Jahr hinweg im Stall z.B. Feuerwerks-Videos vom Handy abzuspielen. 

 

Generell ist es gerade in der Zeit des Jahreswechsels wichtig die Tiere sehr gut mit Heu zu versorgen, da Kauen sich beruhigend auswirkt. Ich versorge meine Pferde um Mitternacht mit einem Mash-Brei, den sie so gerne mögen, dass der sehr leckere Geschmack ihre Angst ein Stück weit überlagert. Aber da wird jeder Pferdebesitzer mit der Zeit sicher seine eigenen Tricks entwickeln ;-) 

Bild: Alexas_Fotos / Pixabay
Bild: Alexas_Fotos / Pixabay

Spaziergänge mit dem Hund

Bekanntermassen hört man die ersten Böller schon einige Tage vor Silvester, so dass bereits dann ein Sicherheitsgeschirr beim Spaziergang gute Dienste leisten kann. Darüber hinaus sollte ein sensibles Tier in kritischen Phasen aufgrund der Fluchtgefahr besser nicht von der Leine gelassen werden. Insbesondere am 31.12. ist es wichtig nur kleine und bekannte Runden zu gehen, so dass man im Fall der Fälle schnell den Heimweg antreten kann.

Silvester im Haus

Es ist für Tiere bereits eine grosse Hilfe, wenn sie sich in ihrer gewohnten Umgebung aufhalten dürfen und der vertraute Besitzer in der Nähe ist. Freigänger-Katzen sollten rechtzeitig ins Haus geholt werden. Hunde und Katzen sind in den Stunden um den Jahreswechsel im Haus am besten aufgehoben.

 

Eine sehr gute Massnahme ist es dem Tier einen ruhigen Rückzugsort einzurichten, z.B. mit einer warmen Decke oder einem Lieblingsspielzeug. 

 

Feine Katzenohren nehmen noch Geräusche in entlegenster Ferne wahr. Auch im Haus kann es daher helfen, die Musik bzw. auch den Fernseher laufen zu lassen. Zu viele laute Geräusche können jedoch auch überfordernd sein so dass man die Massnahmen immer individuell anpassen sollte.

 

Generell sollte man dem Tier Ruhe vermitteln und Gelassenheit ausstrahlen. Ruhiges Zureden kann sich positiv auswirken und sofern Streicheleinheiten vom Tier gewünscht sind können auch diese helfen. Streicheln und ist wie Füttern eine Belohnungsform und sollte beim Hund besser nur dann angewendet werden wenn er bei lauten Geräuschen ruhig bleibt. Anderenfalls könnte er die Angst positiv verknüpfen.

 

Kauen hilft einem Hund sich zu entspannen, so dass man ihm zur Beruhigung einen Kauknochen geben kann. Manche Katzen lassen sich durch ausgiebiges Spielen oder Katzenminze vom Lärm um sie herum ablenken. Doch sollte man respektieren, dass einige Tiere sich einfach nur verkriechen möchten. Statt den Vierbeiner zu zwingen aus seinem Versteck herauszukommen sollte man ihm Sicherheit vermitteln indem man bis zum Ende des Feuerwerks ruhig und entspannt in Reichweite bleibt.

 

Auch Kleintieren hilft es wenn die äusseren Reize abgemildert werden, so dass lautes Knallen und blitzende Lichter nicht mehr so extrem wahrgenommen werden. Die Fenster sollten daher geschlossen und möglichst verdunkelt werden.  

Was kann man abschliessend tun?

Es gibt auf dem Markt sehr viele frei verkäufliche Mittel, die dem Tier Linderung verschaffen können und so den Silvesterabend für alle Beteiligten angenehmer gestalten. Zu welchem Mittel man hier greifen möchte hängt davon ab, wieviel Zeit und Geld man investieren möchte, was das Tier mag bzw. verträgt und wie gross die alljährliche Silvester-Panik ist.

 

Man kann beispielsweise Nerven-Kräuter, Blütenessenzen, eines der vielen frei verkäuflichen Präparate oder Aromatherapie nutzen. Auch Verhaltenstherapie oder Biophotonenpflaster können helfen.

 

Jedes Tier reagiert bei Feuerwerkslärm auf seine Art. Unser Hund hat den Abend immer entspannt verbracht, die Katzen waren hingegen jedes Mal im Ausnahmezustand. Ich hatte Pferde, die nicht mal mit der Wimper gezuckt haben. Meine jetzigen Pferde werden schon beim kleinsten Böller-Geräusch hellhörig und reagieren extrem sensibel. 

 

Wichtig ist es dem Tier individuell zur Seite zu stehen und es bestmöglich zu unterstützen. 

Ich wünsche allen Lesern und ihren Tieren einen wundervollen Jahreswechsel und ein glückliches, gesundes neues Jahr 🥂🍀✨